Dein Leitfaden zur Bekämpfung invasiver Pflanzen

Neophyten bekämpfen

Neophyten sind eine Gefahr für unsere Natur und Biodiversität. Mit diesem Leitfaden lernst Du, wie man invasive Pflanzen effektiv bekämpfen kann. Um die Schweizer Biodiversität zu schützen.

Neophyten sind gebietsfremde Pflanzenarten, die ursprünglich nicht in der Schweiz heimisch waren und oftmals durch menschliche Aktivitäten eingeschleppt wurden. Viele dieser Pflanzen sind harmlos und fügen sich problemlos in ihre neue Umgebung ein. Doch einige, sogenannte invasive Neophyten, verbreiten sich stark und unkontrolliert, da Faktoren, die im ursprünglichen Verbreitungsgebiet ihre Ausbreitung indämmen, hierzulande fehlen. Diese Faktoren beinhalten unter Anderem natürliche Feinde und Krankheitsverursacher (Pathogene). Dadurch verdrängen sie heimische Pflanzen, gefährden die biologische Vielfalt und verursachen erhebliche ökologische, wirtschaftliche, sowie gesundheitliche Probleme. 

Um diese negativen Folgen für die Biodiversität, die Gesundheit und die Wirtschaft zu minimieren, müssen invasive Neophyten bekämpft werden, um ihre weitere Ausbreitung zu verhindern und sie wenn möglich in einem Gebiet auszurotten. Für einige besonders problematische Arten besteht in der Schweiz sogar eine gesetzliche Bekämpfungspflicht, die in bestimmten Fällen greift. 

In diesem Beitrag erfährst Du, weshalb die Bekämpfung invasiver Neophyten entscheidend ist und welche Massnahmen dabei helfen, sie langfristig einzudämmen.

Warum die Bekämpfung invasiver Neophyten entscheidend ist

Invasive Neophyten verursachen erheblichen Schaden in verschiedenen Bereichen. Dazu gehören Risiken für die Gesundheit von Menschen und Tieren, Bedrohungen für die biologische Vielfalt, Schäden an Infrastruktur und Gebäuden, negative Auswirkungen auf die Forst- und Landwirtschaft, Beeinträchtigung der Bodenfruchtbarkeit sowie Einschränkungen von Freizeitaktivitäten und des Tourismus.

Invasive Neophyten zählen zu den Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität der letzten 200 Jahre.

Diese invasiven Pflanzenarten gelten als eine der Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität der letzten 200 Jahre. Sie verursachen jährlich Millionenschäden in Industrie und Landwirtschaft und können sogar zu Verletzungen bei Menschen und Tieren führen.

Darüber hinaus bringen einige invasive Neophyten direkte Gesundheitsgefahren mit sich. Beispielsweise lösen Ambrosia-Pollen starke Allergien aus, der Riesen-Bärenklau verursacht Hautreizungen bis hin zu schlimmen Verbrennungen, und das Schmalblättrige Greiskraut ist giftig für Nutztiere.

Ludwigia peploides
Ludwigia peploides
Robinia pseudoacacia
Robinia pseudoacacia
Erigeron annuus
Erigeron annuus

Prinzipien und Ziele der Neophyten-Bekämpfung

Präventive Massnahmen spielen bei der Bekämpfung invasiver Neophyten eine wichtige Rolle, da sie den späteren Aufwand und die damit verbundene Kosten deutlich verringern können. Anstatt lediglich auf bestehende Bestände zu reagieren, solltest Du vorausschauend Massnahmen ergreifen, um einen Bestand frühzeitig zu erkennen und eine Ausbreitung im Keim zu ersticken.

Wichtig: Frühzeitig handeln ist entscheidend. Je länger Du wartest, desto schwieriger und kostenintensiver wird die Bekämpfung invasiver Neophyten.

Je nach Situation werden verschiedene Ziele bei der Bekämpfung festgelegt:

  • Überwachung: Beobachtung und regelmässige Kontrolle, um bei Bedarf schnell reagieren zu können.
  • Bestandskontrolle: Stabilisierung oder Rückgang der Population auf ein vertretbares Niveau.
  • Ausrottung: Vollständige Entfernung der invasiven Art.

Diese Ziele werden unter Berücksichtigung der Interessen der Grundeigentümer, der Auswirkungen auf die Biodiversität sowie der finanziellen und zeitlichen Ressourcen festgelegt. Eine sorgfältige Abwägung dieser Faktoren ist entscheidend, um realistische und nachhaltige Ziele zu setzen.

Prävention spart Zeit und Kosten

Präventive Massnahmen reduzieren langfristig den Aufwand und die Kosten erheblich. Indem Du aktiv vorbeugst, kannst Du später aufwendige und kostenintensive Bekämpfungsmassnahmen vermeiden.

Eine nationale Strategie für die Schweiz

In der Schweiz wird aktuell eine nationale Strategie zu invasiven gebietsfremden Arten entwickelt. Seit 2019 übernimmt der Cercle Exotique (CE) als Nachfolgeorganisation der früheren interkantonalen Arbeitsgruppe invasive Neobiota (AGIN) die Koordination. Der CE unterstützt die Kantone bei ihren Aufgaben gemäss Freisetzungsverordnung im Bereich invasiver Neobiota. Ein konkretes Beispiel für die national koordinierten Massnahmen ist die gesamtschweizerische Bekämpfungspflicht für das Aufrechte Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia).

Bunias orientalis
Bunias orientalis
Fallopia baldschuanica
Fallopia baldschuanica
Hydrocotyle ranunculoides
Hydrocotyle ranunculoides

Effektive Methoden zur Bekämpfung invasiver Neophyten

Die Wahl der geeigneten Bekämpfungsmethode für invasive Neophyten hängt von mehreren Faktoren ab: der Art der invasiven Pflanze, ihrem Verbreitungsgrad, dem Standort, verfügbaren Ressourcen (finanziell, materiell, zeitlich, personell) und den geltenden gesetzlichen Vorschriften.

Häufig erzielt eine Kombination verschiedener Methoden den grössten Erfolg. Es ist sinnvoll, Prioritäten zu setzen und beispielsweise zuerst kleinere, isolierte Bestände anzugehen. Informiere Dich auch immer im Voraus über die Besonderheiten der jeweiligen Pflanzenart, um eine weitere Ausbreitung oder mögliche Gesundheitsrisiken zu vermeiden.

Die Ziele der Bekämpfung – ob Ausrottung, Eindämmung, Zurückdrängen oder Überwachung – müssen im Vorfeld klar definiert und an die jeweiligen Umstände angepasst werden.

Eine Kombination verschiedener Bekämpfungsmethoden ist meist am erfolgreichsten.

Mechanische Bekämpfungsmethoden

Die mechanische Bekämpfung umfasst manuelle und maschinelle Methoden, bei denen invasive Pflanzen physikalisch entfernt oder geschwächt werden.

Ausreissen und Ausgraben

Für kleinere oder neue Bestände oder kleine, junge Individuen ist das vollständige Ausreissen samt Wurzeln vor der Samenbildung sehr effektiv. Bei Pflanzen mit ausgeprägtem Wurzelsystem kann der Einsatz eines Baggers sinnvoll sein. Achte darauf, möglichst alle Wurzelteile gründlich zu entfernen, um ein Wiederaustreiben zu verhindern. Nach dem Entfernen der Pflanzen sollte der Boden schnell mit einheimischen Arten begrünt werden.

Rückschnitt und Ringeln

Gehölze können durch Rückschnitt dichter austreiben. Hier ist das sogenannte Ringeln eine wirksame Alternative. Dabei wird die Rinde über eine Breite von etwa 15 cm auf 9/10 des Stammumfangs entfernt, was den Baum schwächt und langfristig oft zum Absterben führt. Diese Methode verlangt sorgfältige Anwendung und ist nur sinnvoll, wenn keine Gefahr durch fallende Äste oder Bäume besteht bzw. wenn diese Gefahr am Standort nicht relevant ist.

Blüten- und Samenstände entfernen

Falls andere Massnahmen nicht rechtzeitig möglich sind, entferne zumindest Blütenstände vor der Samenbildung, um die Ausbreitung einzudämmen. Schnittgut muss sachgerecht entsorgt werden.

Abdecken

Kleinere Bestände bestimmter Arten lassen sich durch Abdeckung mit dunklen Plastikplanen kontrollieren. Die Plane sollte mindestens 8 Wochen, besser über 6 Monate, an Ort und Stelle verbleiben.

Schnitt und Mahd

Regelmässiges Mähen alle drei bis vier Wochen reduziert das Wachstum invasiver Pflanzen und verhindert ihre Blütenbildung. Die Mahd muss vor der Samenreife erfolgen, wobei Vorsicht geboten ist, um keine Pflanzenreste zu verteilen, die sich neu bewurzeln könnten.

Vorsicht beim Umgang mit Pflanzenresten, um erneute Ausbreitung zu verhindern.

Chemische Bekämpfung

Chemische Bekämpfung erfolgt durch den Einsatz von Herbiziden. Diese Methode ist in der Schweiz durch die Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) streng reguliert und in empfindlichen Gebieten (z. B. Naturschutzgebiete, Wälder, Gewässernähe) mit wenigen Ausnahmen verboten. Bei grossflächigem Befall ist häufig eine Kombination von mechanischen und chemischen Methoden notwendig. Professionelle Beratung durch Fachstellen wird empfohlen. Gängige Herbizide sind Glyphosat und Garlon (Triclopyr), wobei letzteres besonders für holzige Arten geeignet ist und direkt auf die frische Schnittfläche aufgetragen wird.

Chemische Methoden nur nach fachlicher Beratung und unter strenger Beachtung der gesetzlichen Vorschriften anwenden.

Biologische Bekämpfung

Bei der biologischen Bekämpfung werden natürliche Feinde oder Krankheiten eingesetzt, um invasive Neophytenpopulationen langfristig unter Kontrolle zu halten. Ein erfolgreiches Beispiel ist der Käfer Ophraella communa, der gezielt gegen Ambrosia eingesetzt wird. Diese Methode hat international bereits grosse Erfolge erzielt. Allerdings sind nicht für alle invasiven Arten natürliche Gegenspieler bekannt, weshalb biologische Bekämpfung nicht immer möglich ist. Ein weiterer grossen Nachteil ist das ökologische Risiko dieser Methode: Es ist meistens nicht bis ins letzte Detail vorherzusagen, welche Änderungen am Ökosystem genau eintreffen werden. Nicht selten haben die eingesetzten Bekämpfungsorganismen gar nicht die richtige Pflanzenart befallen oder wurden sogar selber invasiv.

Spezielle Bewirtschaftungsmethoden

Bestimmte landwirtschaftliche Praktiken oder gezielte Beweidungen können invasive Neophyten eindämmen. Beispielsweise reduziert die Kombination von Beweidung und Mahd effektiv die Ausbreitung wenig schmackhafter Arten wie dem Bastardindigo. Wiederholte Beweidung über mehrere Jahre zeigt beim Japanischen Staudenknöterich zumindest die Wirkung, die weitere Ausbreitung einzudämmen.

Was bei der Bekämpfung wichtig ist:

>> Ziel (Ausrottung, Eindämmung, Überwachung) früh definieren
>> Frühzeitig handeln und Prioritäten setzen
>> Präventive Massnahmen sparen langfristig Zeit und Kosten

Ludwigia peploides
Ludwigia peploides
Robinia pseudoacacia
Robinia pseudoacacia
Erigeron annuus
Erigeron annuus

Präventive Massnahmen

Die Verhinderung der Einfuhr und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Pflanzen gilt als einfachste und kostengünstigste Methode. Zu den wichtigsten Präventionsmassnahmen zählen:

  • Import unbekannter Pflanzenarten vermeiden
  • Einheimische Pflanzen bevorzugen
  • Alternativen zu invasiven Arten fördern
  • Gartenabfälle sachgerecht entsorgen
  • Regelmässige Kontrolle und frühzeitige Entfernung neuer Bestände
  • Vorsicht beim Bodenaushub und der Reinigung von Baumaschinen
  • Regelmässige Kontrolle von Gewässern und Freizeitanlagen
  • Informationspflicht im Pflanzenhandel

Fundortmeldung und Überwachung

Fundorte invasiver Neophyten sollten unbedingt gemeldet werden, beispielsweise über das Online-Feldbuch oder die InvasivApp von Info Flora, oder über das neue, speziell für invasive Neophyten enworfene Kartierungs-Tool „Pollenn“. Kantone erfassen diese Daten, um Ausbreitung und Bekämpfung gezielt zu koordinieren. Nach erfolgter Bekämpfung ist eine kontinuierliche Überwachung sowie gezielte Wiederbegrünung entscheidend, um einen Sekundärbefall zu verhindern.

Weitere Informationen und Quellen

Strommethode
Umweltschonende Bekämpfung von Neophyten
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Weiterführende Themen

03

Neophyten Entsorgen

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