
Steckbrief

Lateinischer Name
Solidago canadensis aggr. – Solidago canadensis L.
Herkömmlicher Name
Kanadische Goldrute
Synonyme
Aster canadensis, Doria canadensis, Solidago altissima, Solidago hirsutissima var. hirsutissima, Solidago longifolia
Herkunft
Nordamerika
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Habitus
Kraut
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Biologie der Kanadischen Goldrute
Pflanzenstruktur und Blätter
Die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), auch als Nordamerikanische Goldrute bekannt, ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die eine Höhe von bis zu 2,5 Metern erreichen kann. Die Stängel sind im oberen Teil dicht behaart und grün, verzweigen sich im Blütenstand und tragen lanzenförmige Blätter, die 5- bis 10-mal so lang wie breit sind. Die Blätter sind unterseits dicht behaart und haben einen scharf gezähnten Blattrand. Der pyramidenförmige, endständige Blütenstand besteht aus vielen kleinen, gelben Blütenköpfen und blüht von Juli bis Oktober.
Blüten und Früchte
Die Blüten der Kanadischen Goldrute sind leuchtend gelb und bilden dichte, aufrechte Rispen. Die Blütenköpfe sind einseitswendig und haben kurze Zungenblüten, die nicht über die Blütenhülle hinausreichen. Die Pflanze bildet kleine, längliche Früchte, die mit einem weissen Pappus ausgestattet sind und sich durch Wind verbreiten. Eine einzelne Pflanze kann bis zu 20.000 Samen produzieren, die aufgrund ihrer leichten Struktur über weite Strecken verbreitet werden.
Vermehrung und Ausbreitung
Die Kanadische Goldrute vermehrt sich sowohl generativ über Samen als auch vegetativ durch unterirdische Rhizome. Die Rhizome bilden dichte Bestände und verzweigen sich, wodurch die Pflanze leicht grosse Flächen besiedeln kann. Die vegetative Vermehrung aus Rhizomstücken ist dabei besonders effektiv und ermöglicht es der Pflanze, auch nach mechanischer Störung schnell wieder auszutreiben.
Regenerationsfähigkeit
Die Pflanze zeigt eine hohe Regenerationsfähigkeit und kann aus kleinen Rhizomfragmenten erneut austreiben. Auch nach mechanischen Eingriffen wie Rückschnitt oder Ausgraben regeneriert sie sich schnell und bildet erneut dichte Bestände, was die Bekämpfung erschwert.
Invasivität und Bedrohung
Warum ist die Kanadische Goldrute invasiv?
Die Kanadische Goldrute ist invasiv, da sie dichte, monokulturelle Bestände bildet und durch die Freisetzung von allelopathischen Substanzen das Wachstum anderer Pflanzen hemmt. Diese Eigenschaft ermöglicht ihr, in verschiedenen Lebensräumen vorzudringen und die Biodiversität erheblich zu beeinträchtigen. Besonders in gestörten Gebieten wie Straßenrändern und Ruderalflächen verdrängt sie die einheimische Vegetation und verändert die Habitatstruktur nachhaltig.
Auswirkungen
Ökologische Auswirkungen
Die dichten Bestände der Kanadischen Goldrute verringern die Artenvielfalt und verhindern die Etablierung anderer Pflanzenarten. Durch die Abgabe wachstumshemmender Stoffe und die starke Beschattung wird die natürliche Sukzession in betroffenen Gebieten beeinträchtigt. Die Pflanze stellt auch eine Konkurrenz für einheimische Arten dar, die Bestäuber anziehen, und mindert so die Biodiversität in Flora und Fauna.
Gesundheitliche Auswirkungen
Die Pollen der Kanadischen Goldrute sind nur unter bestimmten Bedingungen (bei trockenem, windigem Wetter) in der Atemluft vorhanden und können bei empfindlichen Personen Heuschnupfen auslösen. Zudem sind alle Pflanzenteile für Nutztiere wie Pferde giftig, insbesondere wenn sie im Heu enthalten sind.
Wirtschaftliche Auswirkungen
In der Landwirtschaft beeinträchtigt die Kanadische Goldrute Weideflächen und verursacht durch ihre Bestände hohe Instandhaltungskosten. In Gärten und öffentlichen Parks wird die Pflege durch die Pflanze aufwendig, da sie sich schnell ausbreitet und die Entfernung intensive Massnahmen erfordert. Zusätzlich erschwert sie den natürlichen Aufbau von Wäldern und anderen Ökosystemen.
Situation in der Schweiz
In der Schweiz ist die Kanadische Goldrute weit verbreitet, vor allem in tiefer gelegenen Gebieten bis zu einer Höhe von 800 Metern. Sie besiedelt Ruderalflächen, Straßenränder und Uferbereiche und stellt eine ernsthafte Bedrohung für die einheimische Flora dar. Die Pflanze wurde ursprünglich als Zierpflanze eingeführt, breitet sich jedoch seit Jahrzehnten invasiv aus und ist nun gemäss Freisetzungsverordnung (FrSV) verboten.
Massnahmen und Bekämpfung der Kanadischen Goldrute
Mechanische Bekämpfung
- Ausreissen: Junge Pflanzen und kleine Bestände sollten vor der Blüte (Mai und Juni) ausgerissen werden. Eine Kontrolle im September ist ratsam, um sicherzustellen, dass keine Pflanzen zurückbleiben.
- Regelmässige Mahd: In grossen Beständen sollten die Pflanzen zweimal jährlich (Mai und Juni) bodennah gemäht werden, um die Bildung neuer Blütenstände zu verhindern. Diese Massnahme muss über fünf Jahre fortgesetzt werden, um die Pflanze langfristig zu schwächen.
Beweidung
In der Schweiz zeigen Beweidungsversuche durch robuste Rinderrassen erste positive Ergebnisse. Die Vitalität der Pflanze nimmt mit der Zeit ab, was die Beweidung zu einer nachhaltigen Massnahme gegen die Ausbreitung machen könnte.
Chemische Bekämpfung
Chemische Bekämpfungsmethoden sind nur unter strengen Auflagen erlaubt. Herbizide sollten nur im Ausnahmefall und von Fachpersonal angewendet werden, da die Pflanze resistent ist und der Einsatz von Chemikalien oft begrenzten Erfolg zeigt.
Sorgfältige Entsorgung
Alle Pflanzenreste, insbesondere Blütenstände und Wurzeln, müssen in einer professionellen Kompostier- oder Verbrennungsanlage entsorgt werden. Die Entsorgung im Gartenkompost ist ungeeignet, da die Samen ihre Keimfähigkeit behalten und zur Verbreitung beitragen können.
Präventive Massnahmen
- Vermeidung der Einschleppung: Gartenabfälle und verunreinigtes Erdmaterial sollten nicht in die Natur entsorgt werden. Öffentliche Informationen über die Risiken der Pflanze und die Notwendigkeit ihrer Bekämpfung können zur Eindämmung beitragen.
- Sensibilisierung: Es ist wichtig, auf die invasiven Eigenschaften der Kanadischen Goldrute hinzuweisen und Alternativen für Gartenpflanzungen zu fördern.
Langfristige Kontrolle
Eine langfristige Bekämpfung erfordert regelmäßige Kontrollen und Pflege über mehrere Jahre hinweg. Nach der Entfernung der Bestände ist eine Nachsaat mit einheimischen Pflanzenarten sinnvoll, um eine erneute Besiedlung zu verhindern und die Biodiversität zu fördern.