
Steckbrief

Lateinischer Name
Rubus armeniacus Focke
Herkömmlicher Name
Armenische Brombeere
Synonyme
Rubus hedycarpus subsp. armeniacus, Rubus hedycarpus subsp. armeniacus, Rubus macrostemon f. armeniacus
Herkunft
Kaukasus
Familie
Rosengewächse (Rosaceae)
Habitus
Liane
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Biologie der Armenischen Brombeere
Pflanzenstruktur und Blätter
Die Armenische Brombeere (Rubus armeniacus), auch als Himalaya-Brombeere oder Gartenbrombeere bekannt, ist eine kräftige, mehrjährige Strauchpflanze, die bis zu 3 Meter hoch wachsen kann. Die dicken, robusten Schösslinge haben einen Durchmesser von 10 bis 30 mm und sind mit roten, kräftigen Stacheln besetzt. Die Blätter sind handförmig gefiedert und bestehen aus 3 bis 5 Teilblättern. Die Blattoberseite ist dunkelgrün und fast kahl, während die Unterseite grau- bis weiss-filzig ist. Die Blätter sind wechselständig angeordnet und am Rand fein gezähnt. Die Pflanze bildet dichte, undurchdringliche Bestände, die eine Ausbreitung anderer Pflanzen verhindern.
Blüten und Früchte
Die Armenische Brombeere blüht von Juni bis Juli und bildet zwittrige Blüten, die in dichten, grossen Blütenständen stehen. Die Blüten sind blassrosa mit fünf Kronblättern, die eine Länge von 14 bis 20 mm erreichen. Die schwarzen Früchte sind grosse Sammelsteinfrüchte, die für Menschen und Tiere attraktiv sind und als Verbreitungsquelle dienen.
Vermehrung und Ausbreitung
Die Armenische Brombeere vermehrt sich sowohl über Samen als auch vegetativ über Wurzel- und Sprossfragmente. Jede Pflanze kann Tausende von Samen produzieren, die durch Tiere und Wasser verbreitet werden. Die vegetative Vermehrung erfolgt durch Wurzelknospen und Absenker, die bei Bodenkontakt Wurzeln schlagen. Diese vegetative Vermehrung ermöglicht es der Pflanze, auch nach Störungen wie Rückschnitt schnell wieder auszutreiben und dichte Bestände zu bilden.
Regenerationsfähigkeit
Die Pflanze regeneriert sich extrem gut und kann auch aus kleinsten Wurzel- oder Sprossfragmenten erneut austreiben. Diese hohe Regenerationsfähigkeit macht sie schwer bekämpfbar, da sie nach mechanischer Entfernung schnell wieder wächst.
Invasivität und Bedrohung
Warum ist die Armenische Brombeere invasiv?
Die Armenische Brombeere ist invasiv, weil sie dichte, monokulturelle Bestände bildet, die die einheimische Vegetation verdrängen. Durch die starke Beschattung des Bodens wird die natürliche Sukzession behindert, und Pionierarten haben kaum eine Chance zur Etablierung. Besonders entlang von Flussufern beeinträchtigt die Pflanze die Biodiversität und fördert die Bodenerosion durch ihre vergleichsweise flachen Wurzeln.
Auswirkungen
Ökologische Auswirkungen
Die dichten Bestände der Armenischen Brombeere reduzieren die Artenvielfalt, da sie Licht und Raum für einheimische Pflanzenarten stark einschränken. Die Pflanze verändert die Habitatstruktur und mindert den ökologischen Wert, da auch die Fauna beeinträchtigt wird. Der dichte Wuchs stellt eine Barriere für viele Tiere dar und beeinflusst die Zusammensetzung und Diversität von Flora und Fauna in betroffenen Gebieten negativ.
Gesundheitliche Auswirkungen
Die zahlreichen, harten Stacheln der Armenischen Brombeere können beim Menschen zu Verletzungen führen und machen die Pflanze schwer zugänglich. Auch bei Tieren, die die Brombeerbestände passieren oder nutzen, können die Stacheln zu Verletzungen führen.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Die dichten Bestände der Armenischen Brombeere stellen ein Problem für die Forst- und Landwirtschaft dar, da sie die natürliche Waldverjüngung behindern und Weideflächen überwuchern können. An Flussufern führt die Pflanze zu Erosionsproblemen, was zusätzliche Kosten für Uferstabilisierungsmassnahmen verursacht. Die Entfernung ist arbeitsintensiv und erfordert kontinuierliche Massnahmen, was die Pflegekosten in betroffenen Gebieten erhöht.
Situation in der Schweiz
Die Armenische Brombeere ist in der gesamten Schweiz von der kollinen bis zur montanen Stufe weit verbreitet. Sie wurde ursprünglich wegen ihrer Früchte eingeführt und breitet sich nun stark aus, insbesondere an Waldrändern, in Hecken, auf Brachflächen und entlang von Flüssen. Die Pflanze wird auch weiterhin durch menschliche Aktivitäten verbreitet, etwa durch kontaminierte Erde oder Gartenabfälle, die nicht korrekt entsorgt werden.
Massnahmen und Bekämpfung der Armenischen Brombeere
Mechanische Bekämpfung
- Manuelles Ausreissen: Jungpflanzen und Stockausschläge sollten mindestens einmal jährlich (März bis August) vollständig mit den Wurzeln ausgerissen werden. Diese Massnahme sollte über mindestens zwei Jahre wiederholt und regelmäßig kontrolliert werden.
- Mähen und Rückschnitt: Schösslinge und Bestände sollten mindestens dreimal jährlich (erstmals vor Mai) bodennah gemäht werden, um eine erneute Ausbreitung zu verhindern. Diese Methode muss über mehrere Jahre fortgeführt werden, um die Energiereserven der Pflanze zu erschöpfen.
Chemische Bekämpfung
Studien haben gezeigt, dass Ziegen die Armenische Brombeere gerne fressen. Eine intensive, kurzzeitige Beweidung durch Ziegen in Kombination mit einem Rückschnitt der Pflanzen kann den Bestand reduzieren. Diese Methode ist für grosse Flächen geeignet, auf denen mechanische Massnahmen nur schwer umsetzbar sind.
Mechanische kombiniert mit chemischer Bekämpfung
In Ausnahmefällen kann die mechanische Bekämpfung durch Herbizidanwendungen ergänzt werden. Hierbei werden die Pflanzen vor der Blüte geschnitten und die frisch geschnittenen Flächen mit Herbiziden auf Glyphosatbasis behandelt. Eine wiederholte Behandlung ist notwendig, um die Pflanze dauerhaft zu schwächen. Diese Methode sollte nur von Fachpersonal durchgeführt werden und ist gesetzlich geregelt.
Präventive Massnahmen
- Vermeidung der Verbreitung: Gartenbesitzer sollten invasive Brombeerarten meiden und Schnittgut korrekt entsorgen. Die Früchte sollten geerntet werden, bevor sie durch Tiere verbreitet werden können.
- Sensibilisierung: Öffentlichkeitsarbeit zur Vermeidung der unkontrollierten Ausbreitung und zum sicheren Umgang mit der Pflanze sind wichtig, um die Verbreitung zu minimieren.
Langfristige Kontrolle
Eine nachhaltige Bekämpfung der Armenischen Brombeere erfordert regelmäßige Kontrollen und Eingriffe über mehrere Jahre hinweg. Nach Entfernung der Bestände ist eine Nachsaat mit einheimischen Pflanzenarten sinnvoll, um eine erneute Besiedlung zu verhindern und die Biodiversität zu fördern.