Steckbrief
Lateinischer Name
Parthenocissus quinquefolia
Herkömmlicher Name
Fünffingerige Jungfernrebe
Synonyme
Vitis quinquefolia, V. hederacea, V. inserta, V. vitacea, Ampelopsis hederacea, A. quinquefolia, Hedera quinquefolia, Cissus quinquefolia, Parthenocissus hederacea, Psedera quinquefolia, Schlingende Jungfernrebe, Selbstkletternde Jungfernrebe, Wilder Wein
Herkunft
Nordamerika
Familie
Weinrebengewächse (Vitaceae)
Habitus
Kletterpflanze
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Biologie der Fünffingerige Jungfernrebe
Pflanzenstruktur und Blätter
Die Fünffingerige Jungfernrebe besitzt handförmig geteilte Blätter, die aus fünf lanzettlichen Teilblättchen bestehen. Diese sind gestielt, grob gezähnt, zugespitzt und etwa 5-15 cm lang. Im Sommer sind die Blätter dunkelgrün, verfärben sich jedoch im Herbst in leuchtendes Rot. Die Pflanze bildet lange, holzige Triebe, die mit verzweigten, starken Haftscheiben an glatten Oberflächen haften können. Ihre Ranken ermöglichen es ihr, Höhen von bis zu 20 Metern zu erreichen, wenn eine geeignete Stütze vorhanden ist. Im Vergleich zu Parthenocissus inserta, der anderen invasiven Weinrebenart, sind die Blätter von P. quinquefolia oft etwas matter und breiter. P. inserta besitzt zudem keine oder nur kleine Haftscheiben.
Blüten und Früchte
Die unscheinbaren, grünlich-gelben Blüten erscheinen in Form von Rispen (bis zu 200 Blüten pro Blütenstand) zwischen Juni und August. Sie sind reich an Nektar und ziehen Bienen sowie andere Bestäuber an. Die Früchte sind kleine, blau-schwarze Beeren mit einem Durchmesser von etwa 6-8 mm. Diese reifen im Spätsommer bis Herbst und enthalten 2-4 Samen. Obwohl die Beeren für Vögel eine wertvolle Nahrungsquelle darstellen, sind sie für Menschen und manche Säugetiere giftig. Im Gegensatz zu P. inserta sind die Beeren zahlreicher und meist etwas grösser.
Vermehrung und Ausbreitung
Die Vermehrung der Fünffingerigen Jungfernrebe erfolgt hauptsächlich durch Samen, die von Vögeln verbreitet werden. Die Samen behalten ihre Keimfähigkeit auch nach dem Gang durch den Verdauungstrakt. Vegetative Vermehrung ist ebenfalls möglich, da Triebe, die den Boden berühren, leicht Wurzeln bilden können. Kriechende Zweige bilden zudem in regelmässigen Abständen neue Triebe. Beide invasiven Weinrebenarten vermehren sich sehr ähnlich.
Regenerationsfähigkeit
Dank ihrer vegetativen Vermehrungsfähigkeit zeigt die Pflanze eine hohe Regenerationsfähigkeit. Selbst aus kleinen Wurzel- oder Stammfragmenten, die durch mechanische Eingriffe entstehen können, kann sie wieder austreiben. Ihre Wurzelstruktur ist robust und tiefreichend, was es erschwert, sie vollständig zu entfernen.
Invasivität und Bedrohung
Warum ist die Fünffingerige Jungfernrebe invasiv?
Die Fünffingerige Jungfernrebe wird als invasive Art eingestuft, da sie sich schnell ausbreitet und dichte Bestände bildet, die heimische Pflanzen verdrängen können. Durch ihre dichte Wuchsform vermindert sie das Lichtangebot für darunterliegende Pflanzen, was ihr einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Im Gegensatz zu P. inserta, die eher auf natürliche Strukturen angewiesen ist, kann P. quinquefolia dank ihrer (grösseren) Haftscheiben auch auf Mauern und Gebäuden wachsen.
Ökologische Auswirkungen
Die Fünffingerige Jungfernrebe beeinflusst Ökosysteme, indem sie die Struktur und Zusammensetzung der Vegetation verändert. Ihre dichten Bestände verdrängen bodennahe Pflanzen und verringern die Lichtverfügbarkeit. Dies wirkt sich negativ auf die Artenvielfalt und die bestehende, einheimische Bodenflora und -fauna aus. Zudem beeinträchtigt sie die Gesundheit von Bäumen, indem sie deren Krone überwuchert und durch ihr Gewicht sogar das Abbrechen von Baumteilen hervorrufen kann.
Gesundheitliche Auswirkungen
Die Beeren und Blätter enthalten Oxalsäure, die bei Aufnahme Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen hervorrufen können, beide sind allerdings ungeniessbar, die Gefahr, grosse Mengen einzunehmen, ist somit klein. Der direkte Kontakt mit dem Pflanzensaft kann bei empfindlichen Personen Hautreizungen verursachen.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Die invasiven Eigenschaften von P. quinquefolia können in urbanen und landwirtschaftlichen Gebieten zu wirtschaftlichen Problemen führen. Ihre Haftscheiben beschädigen Gebäude, was zu hohen Instandhaltungskosten führt. Zudem erfordert die Bekämpfung der Pflanze, insbesondere bei grossflächigen Beständen, einen erheblichen Arbeitsaufwand.
Situation in der Schweiz
In der Schweiz ist die Art und das Aggregat mit P. inserta weit verbreitet und wird häufig als Zierpflanze verwendet. Ihre invasiven Eigenschaften machen sie jedoch zu einer Bedrohung für natürliche Lebensräume, insbesondere in städtischen und suburbanen Gebieten.
Massnahmen und Bekämpfung
Häufige Methoden zur Bekämpfung von Parthenocissus-Arten sind:
- Manuelle Entfernung: Junge Pflanzen sollten vor der Samenbildung (Juli-August) ausgegraben werden. Dabei ist sicherzustellen, dass alle Wurzeln entfernt werden, um ein Wiederaustreiben zu verhindern.
- Regelmässiger Rückschnitt: In grösseren Beständen sollten die Pflanzen mehrmals jährlich bodennah zurückgeschnitten werden. Diese Methode funktioniert gut in Kombination mit dem Ausreissen der neu austreibenden Schösslinge im darauffolgenden Jahr.
- Chemische Bekämpfung: Chemische Methoden sollten nur in Ausnahmefällen und unter Beachtung der gesetzlichen Vorschriften eingesetzt werden. Das dafür am meisten genutzte Herbizid ist Garlon (Triclopyr), welches mit einem Pinsel auf die Schnittstelle der Pflanze aufgetragen wird.
Präventive Massnahmen
- Vermeidung der Ausbreitung: Pflanzenreste müssen fachgerecht entsorgt werden. Das Auspflanzen in der Nähe natürlicher Lebensräume sollte unbedingt vermieden werden.
- Aufklärung: Informationen über die invasiven Eigenschaften der Pflanze können dazu beitragen, ihre Verbreitung zu begrenzen und einheimische Alternativen als Zier-Kletterpflanzen zu fördern.
Sorgfältige Entsorgung
Pflanzenreste sollten in einer professionellen Kompostier- oder Verbrennungsanlage entsorgt werden, um das Keimen der Samen und die Verbreitung von Pflanzenmaterial, welches sich vegetativ weiterverbreiten kann, zu verhindern.
Langfristige Kontrolle
Langfristige Bekämpfungsstrategien umfassen regelmässige Kontrollen und die Nachsaat mit heimischen Pflanzenarten, um die Biodiversität zu fördern und eine erneute Besiedlung durch die Gewöhnliche Jungfernrebe zu verhindern.