Steckbrief
Lateinischer Name
Parthenocissus inserta
Herkömmlicher Name
Gewöhnliche Jungfernrebe
Synonyme
Rankender Mauerwein, Fünfblättriger Wilder Wein, Ampelopsis quinquefolia, Vitis inserta, Parthenocissus vitacea, Psedera vitacea
Herkunft
Nordamerika
Familie
Weinrebengewächse (Vitaceae)
Habitus
Kletterpflanze
Nicht sicher, ob es sich um diese Pflanze handelt?
Neophtyen Hotline
Schick uns ein Foto auf WhatsApp und ein Experte gibt dir die Antwort.
Biologie der Gewöhnliche Jungfernrebe
Pflanzenstruktur und Blätter
Parthenocissus inserta ist eine schnellwachsende Kletterpflanze, die mit Hilfe ihrer verzweigten Ranken bis zu 10 Meter hoch klettern kann. Ihre Blätter sind fünfzählig zusammengesetzt, wobei die einzelnen Fiederblätter lanzettlich, gestielt, zugespitzt und mit gezähntem Rand ausgestattet sind. Sie sind beidseits glänzend grün. Die Rinde des Stängels ist braun, kann aber manchmal eine etwas rötliche Farbe annehmen. Im Vergleich zu Parthenocissus quinquefolia, der anderen invasiven Weinrebenart, sind die Blätter von P. inserta meist glänzender, etwas kleiner und schmaler. Zudem besitzt P. inserta keine oder nur kleine Haftscheiben an den Triebenden.
Blüten und Früchte
Die Gewöhnliche Jungfernrebe bildet unscheinbare, grünliche Blüten, die in lockeren Rispen angeordnet sind. Diese erscheinen im Juni, Juli und August und sind für zahlreiche Insekten, insbesondere Bienen und Wespen, eine wichtige Nahrungsquelle. Die Früchte entwickeln sich aus den Blüten und sind kleine, kugelige, dunkelblaue Beeren, die für Menschen giftig sind. Im Gegensatz zu P. quinquefolia sind die Beeren weniger zahlreich, meist etwas kleiner und nicht endständig.
Vermehrung und Ausbreitung
P. inserta vermehrt sich unter anderem über ihre Beeren, deren Samen (bis zu 1000 pro Blütenstand) durch Vögel oder kleine Säugetiere verbreitet werden. Die Samen keimen leicht und können in unterschiedlichsten Umgebungen wachsen. Vegetative Vermehrung erfolgt über Triebe, die den Boden berühren und dort Wurzeln schlagen. Kriechende Zweige bilden in regelmässigen Abständen neue Triebe. Beide invasiven Weinrebenarten vermehren sich sehr ähnlich.
Regenerationsfähigkeit
Die Pflanze besitzt eine hohe Regenerationsfähigkeit. Selbst nach Rückschnitt oder Schäden durch mechanische Eingriffe treibt sie schnell wieder aus. Ihre Wurzelstruktur ist robust und tiefreichend, was es erschwert, sie vollständig zu entfernen.
Invasivität und Bedrohung
Warum ist die Gewöhnliche Jungfernrebe invasiv?
Durch ihr schnelles Wachstum kann sie Bäume und Sträucher überwuchern und so deren Lichtaufnahme reduzieren. Ihre fünfzähligen Blätter bilden dichte Matten, die ihr einen starken Wettkampfsvorteil gegenüber heimischen Arten verschafft. Während P. quinquefolia dank ihrer starken Haftscheiben auch auf Mauern und Gebäuden wächst, ist P. inserta wegen den oft fehlenden Haftscheiben eher auf natürliche Strukturen angewiesen, wo sie jedoch auch sehr invasive Eigenschaften haben kann.
Ökologische Auswirkungen
Die Gewöhnliche Jungfernrebe kann in natürlichen Lebensräumen erhebliche Auswirkungen haben. Sie verdrängt heimische Pflanzenarten durch ihre dichte Wuchsform und reduziert die Artenvielfalt. Zudem beeinträchtigt sie die Gesundheit von Bäumen, indem sie deren Krone überwuchert, das Lichtangebot minimiert und durch ihr Gewicht sogar das Abbrechen von Baumteilen hervorrufen kann. Die Einnahme der Lichtressource durch die Jungfernrebe hat Auswirkungen auf ökologische Netzwerke, da weniger Licht am Boden zu einer Veränderung der Bodenflora und -fauna führt.
Gesundheitliche Auswirkungen
Die Beeren enthalten Oxalsäure und können bei Verzehr zu Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen führen. Die Gefahr, grössere Mengen zu verzehren, ist aber klein, da die Beeren für den Menschen ungeniessbar sind.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Die schnelle Ausbreitung der Gewöhnlichen Jungfernrebe verursacht Kosten für die Bekämpfung und Pflege, insbesondere in Parks, Gärten und anderen natürlichen Lebensräumen. In Forst- und Landwirtschaft kann sie Bäume schädigen und Wälder verändern, was langfristig wirtschaftliche Verluste verursacht. Dazu kommen unmittelbare Schäden an Infrastrukturen, die beim Klettern der Art entstehen. Diese sind bei P. quinquefolia allerdings grösser als bei P. inserta, da diese eher an natürlichen Strukturen klettert.
Situation in der Schweiz
Nachdem P. inserta als Zierpflanze eingeführt wurde, verbreitet sie sich in der Schweiz zunehmend, vor allem entlang von Waldrändern und in naturnahen Lebensräumen. Während P. quinquefolia ebenfalls etabliert ist, wird P. inserta aufgrund ihrer Präferenz für natürliche Rankhilfen als grössere Bedrohung für natürliche Lebensräume angesehen.
Massnahmen und Bekämpfung
Häufige Methoden zur Bekämpfung von Parthenocissus-Arten sind:
- Manuelle Entfernung: Junge Pflanzen sollten vor der Samenbildung (Juli-August) ausgegraben werden. Dabei ist sicherzustellen, dass alle Wurzeln entfernt werden, um ein Wiederaustreiben zu verhindern.
- Regelmässiger Rückschnitt: In grösseren Beständen sollten die Pflanzen mehrmals jährlich bodennah zurückgeschnitten werden. Diese Methode funktioniert gut in Kombination mit dem Ausreissen der neu austreibenden Schösslinge im darauffolgenden Jahr.
- Chemische Bekämpfung: Chemische Methoden sollten nur in Ausnahmefällen und unter Beachtung der gesetzlichen Vorschriften eingesetzt werden. Das dafür am meisten genutzte Herbizid ist Garlon (Triclopyr), welches mit einem Pinsel auf die Schnittstelle der Pflanze aufgetragen wird.
Präventive Massnahmen
- Vermeidung der Ausbreitung: Pflanzenreste müssen fachgerecht entsorgt werden. Das Auspflanzen in der Nähe natürlicher Lebensräume sollte unbedingt vermieden werden.
- Aufklärung: Informationen über die invasiven Eigenschaften der Pflanze können dazu beitragen, ihre Verbreitung zu begrenzen und einheimische Alternativen als Zier-Kletterpflanzen zu fördern.
Sorgfältige Entsorgung
Pflanzenreste sollten in einer professionellen Kompostier- oder Verbrennungsanlage entsorgt werden, um das Keimen der Samen und die Verbreitung von Pflanzenmaterial, welches sich vegetativ weiterverbreiten kann, zu verhindern.
Langfristige Kontrolle
Langfristige Bekämpfungsstrategien umfassen regelmässige Kontrollen und die Nachsaat mit heimischen Pflanzenarten, um die Biodiversität zu fördern und eine erneute Besiedlung durch die Gewöhnliche Jungfernrebe zu verhindern.