Steckbrief
Lateinischer Name
Ludwigia ×kentiana
Herkömmlicher Name
Kents Heusenkraut
Synonyme
Bastard-Heusenkraut, Ludwigia palustris × Ludwigia repens, Ludwigia mullertii
Herkunft
Zuchtform (Hybride) mit Elternarten aus verschiedenen Regionen der Welt
Familie
Nachtkerzengewächse (Onagraceae)
Habitus
Wasserpflanze, Sumpfpflanze
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Biologie der Kents Heusenkraut
Pflanzenstruktur und Blätter
Das Kents Heusenkraut ist eine halbsubmerse Pflanze, die sowohl unter als auch über Wasser gedeihen kann. Ihre schmalen, lanzettförmigen Blätter sind etwa 3–6 cm lang, hellgrün bis dunkelrot und häufig in einem Farbverlauf von Grün zu Rot ausgeprägt. Unter Wasser bilden sich meist längere, schmalere Blätter, während emers (über Wasser) breitere, intensiver gefärbte Blätter wachsen. Die Pflanze bildet bis 80cm lange, verzweigte Stängel, die sowohl in dichten Beständen als auch einzeln sehr auffälligen sind. Sie weisen in regelmässigem Abstand Knoten auf, aus denen neue Pflanzenteile austreiben können.
Blüten und Früchte
Unter optimalen Bedingungen bildet Ludwigia ×kentiana kleine, gelbliche Blüten, die vor allem bei emerser Haltung zwischen Juli und September erscheinen. Die unscheinbaren Blüten locken Insekten wie Fliegen und Käfer an, spielen jedoch aufgrund der fehlenden Ausreifung der Samen der Hybride keine Rolle in der Vermehrung.
Vermehrung und Ausbreitung
Die Pflanze verbreitet sich fast ausschliesslich vegetativ durch abgebrochene Stängel oder Sprossspitzen, die bei Bodenkontakt wurzeln und zu neuen Pflanzen heranwachsen. Dies ermöglicht eine schnelle und effiziente Ausbreitung in natürlichen Gewässern, besonders problematisch ist dies in stehenden oder langsam fliessenden Gewässern. Die Art besitzt eine hohe Anpassungsfähigkeit, ist aber etwas vom Nährstoffgehalt des Wassers limitiert.
Regenerationsfähigkeit
Das Kents Heusenkraut ist äusserst regenerationsfähig. Selbst kleine Pflanzenstücke können wieder anwachsen, wodurch mechanische Bekämpfung oft ineffizient ist, wenn nicht alle Pflanzenteile entfernt werden. Ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber widrigen Bedingungen wie schwankenden Temperaturen macht sie besonders robust.
Invasivität und Bedrohung
Warum ist die Kents Heusenkraut invasiv?
Die Pflanze wird als invasiv eingestuft, da sie dichte Teppiche bildet, die andere Wasserpflanzen verdrängen und die Biodiversität in natürlichen Gewässern stark beeinträchtigen. Ihre Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Licht- und Wasserbedingungen sowie die Fähigkeit, sich vegetativ auszubreiten, erschweren ihre Kontrolle erheblich.
Ökologische Auswirkungen
Die dichten Bestände können den Sauerstoffgehalt im Wasser verringern, was Fischen und anderen aquatischen Organismen schadet. Zudem verdrängt sie konkurrenzschwächere, heimische Pflanzenarten, verändert das Nährstoffgleichgewicht in den betroffenen Gewässern und senkt deren pH-Wert. Dies führt langfristig zu einem Rückgang der Artenvielfalt. Die Kolonien können so gross und dicht werden, dass sie einen negativen Einfluss auf die Flussgeschwindigkeit von Gewässer haben können.
Gesundheitliche Auswirkungen
Kents Heusenkraut ist für Menschen ungefährlich.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Die invasiven Eigenschaften der Pflanze verursachen in betroffenen Gebieten hohe Kosten für die Bekämpfung und Renaturierung. Besonders in schützenswerten Gewässern sind regelmässige Massnahmen erforderlich, um das ökologische Gleichgewicht zu bewahren.
Situation in der Schweiz
Obwohl ursprünglich als Aquarienpflanze eingeführt, wurde Kents Heusenkraut häufig unkontrolliert in der Natur ausgesetzt, wo es sich in wärmeren, stehenden Gewässern des Mittellandes etabliert hat. Die Kombination aus milden Wintern, fehlenden natürlichen Fressfeinden und den invasiven Charakteristiken der Art begünstigt seine Ausbreitung. Durch seine wirtschaftliche Nutzung von Gewässern oder seiner Nutzung für Freizeitaktivitäten ist der Mensch auf eine weitere Art verantwortlich für die Ausbreitung des Kents Heusenkrauts. Solche Aktivitäten führen häufig dazu, dass Pflanzen unbeabsichtigt geschnitten oder bereits abgetrennte Pflanzenteile in andere Gewässer oder Gewässerabschnitte transportiert werden.
Massnahmen und Bekämpfung
- Regelmässige Entfernung: Die Pflanze sollte mehrmals jährlich bodennah entfernt werden. Nach der Entfernung sind engmaschige Netze (Maschenweite < 1×1 cm) erforderlich, um das Wegschwemmen von Pflanzenteilen zu verhindern. Die Pflanze sollte vorsichtig aus dem Wasser entfernt werden, um abgebrochene Pflanzenteile zu vermeiden. Ideal ist eine vollständige Entfernung mitsamt den Wurzeln, was meistens nicht möglich ist, ausser bei kleinen, isolierten Individuen.
- Abdecken mit Planen: Experimente haben gezeigt, dass eine kurzzeitige Abdeckung von 10 bis 15 Tagen mit lichtundurchlässigen Folien an Land oder Ufern die Pflanzendichte reduzieren kann. Diese Methode kann zur zusätzlichen Bekämpfung eingesetzt werden.
- Chemische Bekämpfung: Der Einsatz von Herbiziden bei Wasserpflanzen ist aufwendig und umweltgefährdend und wird daher nur in Ausnahmefällen und unter strengen Auflagen empfohlen. Der Einsatz sollte ausschliesslich von Fachpersonal durchgeführt werden, um das Gewässer zu schützen.
Präventive Massnahmen
- Verhinderung der Verschleppung: Im Umgang mit betroffenen Gewässern, zum Beispiel beim Wassersport oder Fischen, sollte jegliches Material nach dem Gebrauch gewaschen werden, sodass keine Heusenkräuterteile verbreitet werden.
- Aquaristik: Die Entsorgung von Aquariumspflanzen in der Natur sollte strikt vermieden werden. Auch bei der Reinigung und Wartung von Aquarien muss darauf geachtet werden, dass keine Pflanzenteile verschleppt werden.
- Alternativen: Es gibt heimische Alternativarten fürs Aquarium, die ebenso geeignet sind wie die Heusenkraut-Arten.
Sorgfältige Entsorgung
Alle Pflanzenteile müssen sicher entsorgt werden, idealerweise durch Verbrennung oder in einer speziellen Kompostieranlage. Auf eine Entsorgung in offenen Gewässern oder auf Hauskompost sollte unbedingt verzichtet werden, da dies das Problem verschärft.
Langfristige Kontrolle
Nach der Entfernung müssen Gewässer regelmässig überwacht werden, um ein Wiederaufkommen rechtzeitig zu erkennen. Eine Wiederbesiedelung kann durch die Förderung heimischer Wasserpflanzenarten verhindert werden. Besonders in Naturschutzgebieten ist eine nachhaltige Kontrolle notwendig, um die ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen oder zu erhalten.