Steckbrief
Lateinischer Name
Lonicera henryi
Herkömmlicher Name
Henrys Geissblatt
Synonyme
Henrys Geissblatt, Immergrünes Geissblatt, Geisschlinge, Lonicera henryana, Lonicera semperflorens
Herkunft
Chinas
Familie
Geissblattgewächse (Caprifoliaceae)
Habitus
Kletterpflanze, Liane
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Biologie der Henrys Geissblatt
Pflanzenstruktur und Blätter
Lonicera henryi ist eine teilweise verholzende, immergrüne Kletterpflanze mit windenartigen Trieben, die bis zu 10 Meter lang werden können. Die Blätter sind gegenständig angeordnet, eiförmig bis lanzettlich geformt und erreichen eine Länge von bis zu 10 cm. Sie sind ganzrandig und auf der Oberseite etwas dunkler grün als unten. Im Vergleich zu L. japonica, einer anderen invasiven Geissblattart, sind die Blätter von L. henryi fester und weisen eine mattere, dunkelgrüne Oberfläche auf.
Blüten und Früchte
Die grossen, röhrenförmigen Blüten erscheinen von Juni bis August und sind aussen rot und innen gelblich gefärbt. Sie wachsen in kleinen Büscheln (paarweise) an den Triebspitzen, sind lang gestielt und duften stark, was viele Bestäuber anzieht. Nach der Blüte bilden sich glänzend schwarzblaue, bereifte Beeren, die einen starken Kontrast zu den Blättern darstellen. Im Vergleich dazu hat L. japonica weisse bis cremefarbene Blüten, die sich mit der Zeit gelb färben, und kleinere, oft violette Beeren.
Vermehrung und Ausbreitung
Henrys Geissblatt verbreitet sich sowohl generativ durch Samen als auch vegetativ durch Ausläufer oder bewurzelnde Triebe. Die Liane besitzt ein sehr schnelles Wachstum, welches sie über einen Grossteil des Jahres aufrechterhalten kann. Mit Stütze kann sie weit nach oben bis in die Baumkronen klettern, ohne Stütze bildet sie schnell viele neue Triebe, die einen dichten Teppich formen. Dazu können aus abgebrochenen Pflanzenstücken wie Ästen neue Triebe austreiben. Die Beeren werden von Vögeln gefressen und dadurch weit verbreitet.
Regenerationsfähigkeit
Durch ihre robusten Wurzeln und die Fähigkeit, Triebe an Knotenpunkten zu bewurzeln, regeneriert sich die Art schnell nach mechanischen Eingriffen. Die Regeneration erfolgt jedoch etwas langsamer als bei L. japonica, die durch aggressivere Ausläuferbildung auffällt. Auch kann die Art Minustemperaturen aushalten.
Invasivität und Bedrohung
Warum ist die Henrys Geissblatt invasiv?
Die Art gilt in manchen Regionen als invasiv, da sie durch ihr dichtes Wachstum und ihre verschiedenen Ausbreitungsmechanismen Reinbestände bildet. Sie toleriert eine breite Palette von Umweltbedingungen und wächst sowohl in schattigen Wäldern als auch an sonnigen Standorten. Im Vergleich zu L. japonica, die oft aggressiver wächst, ist die Ausbreitung von L. henryi etwas weniger problematisch, bleibt aber durch ihre Ausbreitungsstrategien eine Bedrohung.
Ökologische Auswirkungen
Die Pflanze kann die natürliche Vegetation durch Überwachsen und Lichtkonkurrenz verdrängen. Ihre immergrünen Blätter blockieren im Winter das Licht für andere Pflanzen. Ein weiteres grosses Problem ist das Aufhalten der Waldverjüngung, da in befallenen Flächen Samen von Bäumen schlecht austreiben können. Wenn das Geissblatt Bäume stark überwuchert, hat das zusätzlich einen negativen Effekt auf Vogel- und Tierpopulationen.
Gesundheitliche Auswirkungen
Die Beeren sind für den Menschen leicht giftig und können Übelkeit und Erbrechen hervorrufen.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Die dichte Bewuchsstruktur von Henrys Geissblatt macht es zu einem Problem in Forst- und Landwirtschaft, insbesondere in aufgegebenen oder extensiv bewirtschafteten Flächen. Die Bewirtschaftung von befallenen Flächen ist aufwändig, in Wäldern müssen teilweise neue Bäume gepflanzt werden. In der Landwirtschaft können Mausplagen auftreten (der dichte Geissblatt-Teppich ist ein ideales Habitat für Mäuse).
Situation in der Schweiz
In der Schweiz ist L. henryi weniger verbreitet als L. japonica, wird jedoch zunehmend in Gärten und Parks beobachtet, vor allem im Kanton Zürich. Mittlerweile ist die Art auch verwildert und lässt sich in Wäldern beobachten. Ihre invasive Natur stellt eine potenzielle Bedrohung für einheimische Pflanzen dar, insbesondere in bewaldeten oder halbschattigen Gebieten.
Massnahmen und Bekämpfung
- Ausreissen: Diese Methode kann bei Individuen angewendet werden, wo die Basis erkennbar ist, sprich wo man den Stängel sieht. Junge Pflanzen sollten mit ihren Wurzeln entfernt werden, da sie ansonsten schnell wieder austreiben. Bei dichten Teppichen mit vielen Stängeln kann es hilfreich sein, kriechende Zweige zuerst anzuheben, abzuschneiden und dann in einem zweiten Schritt die nackten Stängel auszureissen.
- Schnitt: Diese Methode kann bei kletternden Zweigen angewendet werden, wo die Basis schlecht erkennbar ist. Dafür einfach den Zweig abschneiden und an der Stütze austrocknen lassen. Der Rest der Pflanze kann dann ausgerissen werden.
Chemische Methoden
Chemische Bekämpfungsmethoden sind nur unter strengen Auflagen erlaubt. Herbizide sollten nur von Fachpersonal und unter Beachtung der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) angewendet werden.
Präventive Massnahmen
- Verzicht auf Anpflanzung in Gärten in der Nähe von natürlichen Lebensräumen.
- Regelmässige Kontrolle von potenziellen Standorten, rasches Handeln bei ersten Vorkommen, egal wie klein diese sein mögen.
Sorgfältige Entsorgung
Alle Pflanzenreste müssen in einer professionellen Kompostier- oder Verbrennungsanlage entsorgt werden. Die Entsorgung im Gartenkompost ist ungeeignet, da die Samen ihre Keimfähigkeit behalten können und die Pflanzenteile vegetativ vermehren können.
Langfristige Kontrolle
Eine langfristige Bekämpfung erfordert regelmässige Kontrollen und Pflege über mehrere Jahre hinweg. Nach der Entfernung der Bestände ist eine Nachsaat mit einheimischen Pflanzenarten sinnvoll, um eine erneute Besiedlung zu verhindern und die Biodiversität zu fördern.