Steckbrief

Lateinischer Name
Lagarosiphon major
Herkömmlicher Name
Schmalrohr
Synonyme
Elodea crispa, Anacharis major, Lagarosiphon muscoides, Wechselblatt-Wasserpest, Krause Wasserpest, Afrikanische Wasserpest
Herkunft
Süden von Afrika
Familie
Froschbissgewächse (Hydrocharitaceae)
Habitus
Submerse Wasserpflanze
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Biologie der Schmalrohr
Pflanzenstruktur und Blätter
Lagarosiphon major wächst vollständig unter Wasser und bildet lange Stängel, die sich nahe der Wasseroberfläche stark verzweigen und dichte Bestände bilden können. Die Blätter sind schmal lanzettlich und spiralförmig um den Stängel angeordnet, was die Pflanze von anderen ähnlichen Wasserpflanzen wie den Wasserpestarten unterscheidet. Die Blätter sind gezähnt, bis zu 3 cm lang und haben eine glänzend dunkelgrüne Farbe. Die Pflanze kann, wenn genügend Licht vorhanden ist, Wassertiefen von bis zu 6 Metern erreichen.
Blüten und Früchte
L. major bildet kleine, unscheinbare Blüten aus, die auf langen Stielen über die Wasseroberfläche hinausragen. Die Pflanze ist zweihäusig, in Europa sind bisher jedoch ausschliesslich weibliche Blüten gefunden worden, sexuelle Fortpflanzung gibt es hier somit keine.
Vermehrung und Ausbreitung
Die Vermehrung erfolgt hierzulande über abgebrochene Sprossstücke, die im Wasser treiben und an neuen Standorten Wurzeln schlagen können. Bereits kleine Pflanzenstücke können so zu einer neuen Kolonie heranwachsen. Dies geschieht besonders effizient durch mechanische Störungen wie Bootsverkehr, Hochwasser oder das Abschneiden der Pflanze bei Pflegemassnahmen. Die starke Wuchskraft ermöglicht es der Pflanze, binnen kurzer Zeit grosse Flächen zu besiedeln und dichte Unterwasserwälder zu bilden, die heimische Wasserpflanzen verdrängen. Die Pflanze überwintert in Form von Rhizomen.
Regenerationsfähigkeit
Das Schmalrohr besitzt eine enorme Regenerationsfähigkeit, da bereits wenige Zentimeter lange Pflanzenstücke ausreichen, um neue Bestände zu gründen. Auch nach mechanischer Entfernung können aus verbliebenen Wurzel- oder Sprossfragmenten erneut Triebe wachsen. Dies erschwert eine vollständige Bekämpfung erheblich, da selbst kleinste Reste im Gewässer zurückbleiben können.
Invasivität und Bedrohung
Warum ist die Schmalrohr invasiv?
Die Art gilt in Europa als invasive Wasserpflanze, da sie sich rasant ausbreitet und dichte Bestände formt. Sie hat wenig Standortansprüche und kann sich schnell an Standortveränderungen chemischer und physikalischer Art anpassen. Durch ihren dichten Wuchs verändert sie Lichtverhältnisse und Sauerstoffgehalt im Wasser, was sich negativ auf die aquatische Fauna auswirkt. Zudem kann sie die Wasserströmung beeinflussen, was zu einer Erhöhung der Sedimentablagerung führt.
Ökologische Auswirkungen
L. major stellt eine ernsthafte Bedrohung für heimische Wasserpflanzen dar, da sie durch ihr schnelles Wachstum und die dichte Bestandsbildung deren Lebensraum erheblich reduziert. Zudem trägt sie zu Sauerstoffmangel im Wasser bei, da ihre dichten Pflanzenbestände das Eindringen von Licht in tiefere Wasserschichten verhindern. Dadurch wird die Photosynthese eingeschränkt, was insbesondere nachts zu einem drastischen Absinken des Sauerstoffgehalts führt. Dies kann gravierende Auswirkungen auf die Wasserfauna haben, da der Sauerstoffmangel zu Fischsterben führen kann.
Darüber hinaus können sich die Bestände derart verdichten, dass Fische und andere Wasserlebewesen in ihrer Bewegung eingeschränkt werden. Ein weiteres Problem ist die Veränderung des Nährstoffhaushalts: Die Pflanze hält Sedimente fest und führt so zur Anreicherung von organischem Material. Dies kann einen Nährstoffüberschuss verursachen und das Wachstum von Algen begünstigen, was das ökologische Gleichgewicht des Gewässers zusätzlich beeinträchtigt.
Gesundheitliche Auswirkungen
Es sind keine gesundheitlichen Auswirkungen bekannt.
Wirtschaftliche Auswirkungen
In der Wasserversorgung kann die Pflanze Wasserentnahmestellen, Bewässerungssysteme und Pumpwerke verstopfen, was zu erhöhten Wartungs- und Instandhaltungskosten führt. Auch die Fischerei ist betroffen, da der durch L. major verursachte Sauerstoffmangel und die veränderten Lebensräume die Bestände von Fischarten reduzieren können, die auf klare und gut durchlüftete Gewässer angewiesen sind. Darüber hinaus schränken die dichten Pflanzenbeständen die Nutzung von Seen und Flüssen für Freizeitaktivitäten wie Schwimmen, Bootfahren oder Tauchen erheblich ein.
Situation in der Schweiz
In der Schweiz ist das Schmalrohr in mehreren Seen und Flüssen zu finden, insbesondere in nährstoffreichen und stehenden oder langsam fliessenden Gewässern. Die Pflanze wird als invasive Art eingestuft und stellt eine Bedrohung für empfindliche Ökosysteme dar.
Massnahmen und Bekämpfung
Die Bekämpfung ist schwierig, da mechanische Massnahmen oft zur ungewollten Verbreitung beitragen. Chemische Bekämpfungsmittel sind in Gewässern stark reguliert und nur unter strengen Auflagen zulässig.
- Mechanische Entfernung: Pflanzenbestände können mit speziellen Mähbooten entfernt werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass möglichst alle Pflanzenteile erfasst werden, um eine Wiederansiedlung zu verhindern.
- Biologische Kontrolle: Es gibt Versuche, natürliche Fressfeinde wie bestimmte Karpfenarten oder Schnecken zur Kontrolle einzusetzen, jedoch sind diese Methoden noch nicht weit verbreitet und sind aus ökologischer Sicht problematisch.
- Regelmässige Überwachung: Ehemals befallene Gewässer müssen regelmässig kontrolliert werden, um eine erneute Ausbreitung frühzeitig zu erkennen und Gegenmassnahmen einzuleiten.
Präventive Massnahmen
- Vermeidung der Einschleppung: Wasserpflanzen sollten niemals in die freie Natur entsorgt werden. Aquarienbesitzer*innen und Teichbesitzende müssen darauf achten, keine Pflanzenreste in natürliche Gewässer einzubringen. Material wie Wassersportgeräte und Boote muss gewaschen werden, nachdem es in einem befallenen Gebiet im Wasser war.
- Sensibilisierung: Öffentlichkeitsarbeit und Information der Wassersporttreibenden sowie Anglerinnen und Anglern über die Gefahren invasiver Wasserpflanzen können zur Eindämmung beitragen.
Sorgfältige Entsorgung
Alle entfernten Pflanzenreste müssen sicher entsorgt werden, sie dürfen nicht ins Wasser zurückgelangen. Der Gartenkompost kann prinzipiell benutzt werden, da die Pflanze im Trockenen nicht wieder austreiben kann, allerdings ist die Verbrennung in professionellen Kompostier- oder Verbrennungsanlagen empfohlen.
Langfristige Kontrolle
Eine effektive Bekämpfung erfordert über Jahre hinweg wiederholte Massnahmen, um eine erneute Ausbreitung zu verhindern. Nach der Entfernung grosser Bestände kann die Ansiedlung heimischer Wasserpflanzen gefördert werden, um das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen. Nachkontrollen sind unbedingt nötig!