Steckbrief
Lateinischer Name
Heracleum mantegazzianum Sommier & Levier
Herkömmlicher Name
Riesen-Bärenklau, Herkulesstaude
Synonyme
Heracleum giganteum
Herkunft
Kaukasus
Familie
Doldenblütler (Apiaceae)
Habitus
Kraut
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Biologie des Riesen-Bärenklaus
Pflanzenstruktur und Blätter
Der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), auch als Herkulesstaude bekannt, ist eine beeindruckend grosse, zweijährige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler. Sie erreicht eine Höhe von bis zu 3 bis 5 Metern. Die Stängel sind dick (über 10 cm), hohl und meist rot gefleckt. Die tief eingeschnittenen Blätter sind dreiteilig und können bis zu 3 Meter lang werden. Der Blattrand ist spitz gezähnt, und die Blattsegmente sind an den Rändern ebenfalls zugespitzt. Diese Pflanzenstruktur ermöglicht der Herkulesstaude, andere Vegetation zu überdecken und zu verdrängen.
Blüten und Früchte
Der Riesen-Bärenklau blüht von Juli bis September und bildet beeindruckende, weisse, leicht grünliche Doldenblüten mit einem Durchmesser von bis zu 50 cm. Jede Dolde besteht aus 15 bis 30 Teilblüten, und die Pflanze produziert flache, geflügelte Früchte (Achänen), die etwa 10 bis 14 mm lang sind. In den meisten Fällen erfolgt die Bestäubung durch Insekten, wobei die Früchte durch Wind und Wasser verbreitet werden können.
Vermehrung
Die Pflanze vermehrt sich ausschliesslich durch Samen und hat ein hohes Ausbreitungspotential. Eine einzelne Pflanze kann bis zu 10.000 Samen produzieren, die bis zu sieben Jahre im Boden keimfähig bleiben können und so eine persistente Samenbank bilden. Die Samen verbreiten sich über kurze Distanzen durch Wind (bis zu 100 Meter) und über längere Strecken durch fliessende Gewässer oder an Tierfellen und Schuhsohlen haftend.
Regenerationsfähigkeit
Durch ihre lange Pfahlwurzel, die bis zu 60 cm tief in den Boden reicht, ist die Herkulesstaude in der Lage, schnell wieder auszutreiben und sich selbst nach Entfernung der oberirdischen Pflanzenteile erneut zu regenerieren. Die starke Regenerationsfähigkeit macht ihre Bekämpfung schwierig und erfordert regelmäßige, langfristige Massnahmen.
Invasivität und Bedrohung
Warum ist der Riesen-Bärenklau invasiv?
Der Riesen-Bärenklau ist invasiv, da er durch seine grosse Wuchskraft schnell dichte Bestände bildet, die das Licht blockieren und das Wachstum einheimischer Pflanzenarten behindern. Die Pflanze bevorzugt nährstoffreiche, feuchte Böden und besiedelt insbesondere Uferzonen, Wegränder und Brachflächen. Die Ausbreitung und das hohe Konkurrenzpotenzial machen sie zu einer ernsten Bedrohung für die Biodiversität in vielen Lebensräumen.
Auswirkungen
Ökologische Auswirkungen
In dichten Beständen verhindert der Riesen-Bärenklau das Wachstum anderer Pflanzenarten, da seine ausladenden Blätter kaum Licht durchlassen. Diese Art der Konkurrenz unterdrückt die einheimische Vegetation und gefährdet die Biodiversität, insbesondere in Ufer- und Wiesenbereichen. Durch die Monokulturen, die die Pflanze bildet, wird die ökologische Vielfalt stark reduziert.
Gesundheitliche Auswirkungen
Der Pflanzensaft enthält Furanocumarine, phototoxische Substanzen, die bei Hautkontakt und anschliessender Sonneneinstrahlung schwere Verbrennungen und Blasenbildung verursachen können. Die Narben solcher Verletzungen bleiben oft über Jahre sichtbar, und bei schweren Reaktionen sind zusätzliche Symptome wie Fieber und Kreislaufprobleme möglich. Der Kontakt mit der Pflanze sollte unbedingt vermieden werden, und bei Berührung ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Der Riesen-Bärenklau verursacht hohe Pflege- und Instandhaltungskosten, besonders in öffentlichen und naturnahen Bereichen. An Flussufern destabilisieren seine Bestände durch das Absterben der Pflanzenteile im Winter die Böden, was zu erhöhter Erosion führt. Grünflächen entlang von Verkehrswegen und in Parkanlagen müssen regelmäßig gepflegt werden, was zusätzlichen Aufwand und Kosten verursacht.
Situation in der Schweiz
In der Schweiz ist der Riesen-Bärenklau weit verbreitet und besiedelt bevorzugt nährstoffreiche Böden in tiefer gelegenen Gebieten. Seit der ersten Entdeckung um 1850 hat sich die Pflanze über das gesamte Land ausgebreitet und ist besonders in Feuchtgebieten und entlang von Verkehrswegen anzutreffen. Zudem ist jeglicher Umgang mit dieser Art ist verboten (ausser die Bekämpfung).
Massnahmen und Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus
Mechanische Bekämpfung
- Mahd und Ausgraben: Die Pflanzen sollten vor der Blüte bodennah gemäht und die Wurzeln in 10 bis 25 cm Tiefe ausgestochen werden, um einen Wiederaustrieb zu verhindern. Diese Massnahmen sollten über 3 bis 5 Jahre hinweg jährlich durchgeführt werden. Kontrollen im Spätsommer sind erforderlich, um nachwachsende Pflanzen zu entfernen.
- Stabilisierung des Bestands: Um die Bestände zu schwächen, können die Blütenstände regelmäßig vor der Samenreife entfernt werden. Dabei sollten geeignete Schutzmassnahmen gegen Hautkontakt getroffen werden.
Chemische Bekämpfung
Der Einsatz von Herbiziden ist gesetzlich geregelt und sollte nur von Fachpersonal durchgeführt werden. Chemische Bekämpfungsmethoden sind bei großflächigen Beständen effektiv, erfordern jedoch eine gezielte Anwendung.
Beweidung
Eine Beweidung mit Tieren wie Schafen und Färsen hat sich in einigen Fällen als wirksam erwiesen. Wichtig ist, dass die Beweidung kontinuierlich erfolgt, bis die Pflanze ihre Nährstoffreserven aufgebraucht hat. Vorsicht ist jedoch geboten, da der Saft der Pflanze auch für Tiere schädlich sein kann, insbesondere für Tiere mit heller Hautpigmentierung.
Präventive Massnahmen
- Vermeidung der Verbreitung: Bei der Bekämpfung sollten alle Pflanzenteile sorgfältig entsorgt werden, um eine weitere Ausbreitung durch Samen oder Wurzelstücke zu verhindern. Es ist ratsam, kontaminiertes Erdmaterial und Pflanzenreste nicht in der Natur zu entsorgen.
- Schutzmaßnahmen bei der Bekämpfung: Beim Umgang mit der Pflanze sollten Schutzkleidung, Handschuhe und Gesichtsschutz getragen werden, um Hautkontakt zu vermeiden und die Gesundheit zu schützen.
Langfristige Kontrolle
Eine nachhaltige Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus erfordert kontinuierliche Überwachung und regelmäßige Eingriffe über mehrere Jahre hinweg. Flächen, auf denen der Riesen-Bärenklau entfernt wurde, sollten renaturiert werden, um die Besiedlung durch andere invasive Arten zu verhindern.