Steckbrief
Lateinischer Name
Cornus sericea
Herkömmlicher Name
Seidiger Hornstrauch
Synonyme
Seidiger Hartriegel, Weisser Hartriegel, Cornus alba subsp. sericea, Cornus stolonifera
Herkunft
Nordamerika
Familie
Hartriegelgewächse (Cornaceae)
Habitus
Strauch
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Biologie der Seidiger Hornstrauch
Pflanzenstruktur und Blätter
Der Seidige Hornstrauch wächst als vielstämmiger Strauch und kann eine Höhe von bis zu 3 Metern erreichen. Die Blätter sind gegenständig angeordnet, oval bis eiförmig, und 5 bis 12 cm lang. Die Blattoberfläche ist dunkelgrün und die Unterseite heller und gräulicher, oft leicht behaart. Die Blättere sind ganzrandig. Im Herbst und Winter färben sich die Blätter und die zahlreichen Zweige in auffälligen Rottönen.
Blüten und Früchte
Die kleinen, weissen Blüten des Seidigen Hornstrauchs sind in flachen Dolden (Schirmtrauben) von etwa 5 cm Durchmesser angeordnet. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni. Nach der Blüte entwickelt die Pflanze weisse bis bläuliche Steinfrüchte, die im Spätsommer reifen.
Vermehrung und Ausbreitung
Die Vermehrung des Seidigen Hornstrauchs erfolgt sowohl generativ durch Samen als auch vegetativ durch unterirdische Ausläufer. Bestäubt werden die Blüten von Insekten, die Samen werden dann durch Tiere wie Vögel, aber auch Säugetiere, verbreitet, die die Früchte fressen und die Samen mit ihrem Kot weitertragen. Die Ausläufer können rasch dichte Bestände bilden, die andere Pflanzen verdrängen. Diese Ableger können unterirdisch sowie oberirdisch austreiben. Oberirdische Pflanzenteile machen dies, nachdem sie Kontakt mit dem Boden haben, worauf sie dort neue Wurzeln schlagen können.
Regenerationsfähigkeit
Der Seidige Hornstrauch besitzt eine hohe Regenerationsfähigkeit. Selbst nach mechanischen Eingriffen wie dem Zurückschneiden oder Ausreissen treibt er schnell wieder aus. Beschädigte Ausläufer oder Zweige können leicht neue Pflanzen bilden, was die Bekämpfung erschwert. Die Samen können, wenn sie kühl gelagert werden, auch noch nach bis zu 8 Jahren austreiben.
Invasivität und Bedrohung
Warum ist die Seidiger Hornstrauch invasiv?
In Europa gilt der Seidige Hornstrauch als invasive Art, da er sich schnell ausbreitet und dabei heimische Vegetation verdrängt. Gerade bei Überschwemmungen kann sich die Art durch abgetrennte Pflanzenteile massiv ausbreiten. Besonders seine Fähigkeit, dichte Bestände zu bilden (bis zu 100’000 Individuen pro Hektar) und somit Licht und Raum für andere Pflanzen zu blockieren, trägt zu seiner invasiven Wirkung bei.
Ökologische Auswirkungen
Durch die Bildung dichter Bestände reduziert der Seidige Hornstrauch die Artenvielfalt in von ihm besiedelten Lebensräumen. Heimische Pflanzen werden verdrängt, und die Veränderung der Vegetationsstruktur hat Auswirkungen auf Tiere, die auf die ursprüngliche Flora angewiesen sind. Betroffen sind hauptsächlich Pionierpflanzen, die auf Ruderalgebieten wachsen und Vegetationen an Gewässern und feuchten Standorten.
Gesundheitliche Auswirkungen
Für Mensch und Tier ist der Seidige Hornstrauch ungefährlich. Seine Früchte können jedoch leicht giftig sein, wenn sie in grossen Mengen verzehrt werden.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Die Ausbreitung des Seidigen Hornstrauchs verursacht wirtschaftliche Schäden, vor allem in Schutzgebieten und Landschaften, in denen seine dichten Bestände regelmässig entfernt werden müssen. Dies führt zu Kosten für Pflegemassnahmen und Nachpflanzungen mit heimischen Arten. Auch können Bestände an Orten, wo die Gewässer genutzt werden (Wasserwirtschaft, Freizeitaktivitäten), Bekämpfungsaufwand nach sich ziehen.
Situation in der Schweiz
In der Schweiz wird der Seidige Hornstrauch zunehmend in naturnahen Lebensräumen wie Auenwäldern und Uferbereichen im Mittelland beobachtet, in denen kühle und feuchte Bedingungen herrschen. Auch an Stadträndern wird er gefunden, dort besiedelt er offene Standorte oder wird als Hecke vorgefunden. Aufgrund seiner invasiven Eigenschaften wird er in vielen Regionen als problematisch eingestuft.
Massnahmen und Bekämpfung
- Ausreissen: Junge Pflanzen sollten inklusive der Wurzeln ausgerissen werden. Dies ist vor allem in lockeren Böden effektiv. Es muss darauf geachtet werden, dass möglichst wenige Ausläufer zurückbleiben, und dass vor der Blüte (Mai, Juni) eingegriffen wird. Bei Individuen, die gerade etwas zu gross sind, um sie auszureissen, können auch Geräte wie der Habegger verwendet werden, mit dem die Pflanzen effektiv aus dem Boden gezogen werden können.
- Regelmässige Rückschnitte: Bei grösseren, älteren Hornsträuchern sollten die Pflanzen mehrmals jährlich bodennah zurückgeschnitten werden, um die Ausbreitung zu verhindern. Diese Massnahme ist über mehrere Jahre (bis zu 5) hinweg notwendig, danach muss regelmässig kontrolliert werden, da die Samenbank im Boden über viele Jahre hinweg austreiben kann.
- Beweidung: Gezielte Beweidung mit Ziegen oder Schafen kann helfen, die Bestände langfristig zu reduzieren. In der Praxis ist es aber schwierig, mit dieser Methode grossen Erfolg zu haben, sie ist eher als Ergänzung effektiv.
- Chemische Bekämpfung: Chemische Methoden sind nur unter strengen Auflagen erlaubt. Herbizide wie Garlon (Triclopyr) können eingesetzt werden, sollten aber nur von Fachpersonal und unter Beachtung der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) angewendet werden.
Präventive Massnahmen
- Sensibilisierung: Öffentlichkeitsarbeit zur invasiven Wirkung des Seidigen Hornstrauchs und die Förderung heimischer Alternativen sind wichtig.
- Alternativen: Es gibt einheimische Cornus-Arten wie C. mas oder C. sanguinea oder andere heimische Arten, die ebenso gut als Heckenpflanzen verwendet werden können.
Sorgfältige Entsorgung
Alles Pflanzenmaterial und verseuchte Erde sollten nicht unkontrolliert auf den Gartenkompost entsorgt werden, sondern entweder im Hauskehricht (bei kleinen Mengen) entsorgt werden oder in eine professionelle Kompostier- oder Verbrennungsanlage (bei grösseren Mengen) gebracht werden.
Langfristige Kontrolle
Die Kontrolle des Seidigen Hornstrauchs erfordert konsequente Massnahmen über mehrere Jahre hinweg. Eine Nachpflanzung mit heimischen Pflanzenarten ist notwendig, um die Biodiversität zu fördern und eine erneute Besiedlung zu verhindern.