Steckbrief

Lateinischer Name
Aster novi-belgii aggr.
Herkömmlicher Name
Neubelgische Astern
Synonyme
Symphyotrichum novi-belgii aggr., Aster laevis var. novi-belgii, Aster sericeus var. Novi-belgii, Aster lanceolatus, Aster novi-belgii, Aster parviflorus, Aster ×salignus, Aster ×versicolor, Lanzettblättrige Aster, Neubelgische Aster, Kleinblütige Aster, Weidenblättrige Aster, Gescheckte Aster
Herkunft
Nordamerika
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Habitus
Kraut
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Biologie der Neubelgische Astern
Pflanzenstruktur und Blätter
Die verschiedenen Asterarten unterscheiden sich nur sehr wenig und sind teilweise auch für Experten schwierig zu unterscheiden. Bei manchen ist eine Unterscheidung ohne genetische Analyse praktisch unmöglich. Dazu kommt, dass Hybride existieren, was die Unterscheidung weiter erschwert. Deshalb werden die Arten als Aggregat zusammengefasst. Die Neubelgischen Astern besitzen aufrechte, oft verzweigte Stängel, die eine Höhe von 30 bis 150 cm erreichen können. Die Blätter sind lanzettlich, ganzrandig bis leicht gezähnt und wechselständig am Stängel angeordnet. Sie sind meist ungestielt und umfassen den Stängel mit einer deutlichen Basis. Die Oberfläche der Blätter ist oft leicht behaart oder glatt.
Blüten und Früchte
Die Blütenköpfe der Neubelgischen Astern bestehen aus zahlreich angeordneten, strahlenförmigen Zungenblüten mit einer gelben Mitte. Die Blütenfarbe variiert von Blau über Violett bis hin zu Rosa und Weiss. Die Blütezeit reicht von August bis Oktober, selten auch bis November. Die Früchte sind kleine, nussartige Achänen mit einem Haarkranz (Pappus), die durch den Wind verbreitet werden. Die Früchte sind 1.5-3mm lang und meist kahl.
Vermehrung und Ausbreitung
Die Neubelgischen Astern vermehren sich hauptsächlich vegetativ durch Rhizome, welche oberirdisch verlaufen.Auch kleine, abgetrennte Rhizomfragmente können wieder austreiben. Die Rhizome bilden dichte Bestände und führen zur raschen Ausbreitung der Pflanze. Neue Triebe können noch im gleichen Jahr blütenfähig werden, was die Besiedlung neuer Standorte erleichtert. Manche Arten wie die Neubelgische und Lanzettblättrige Aster können sich zudem auch generativ vermehren, indem sie Samen bilden. Diese werden fremdbestäubt und können in riesigen Mengen vorkommen. Die Früchte sind leicht und werden durch den Wind über grosse Distanzen transportiert, können aber auch schwimmen. Viele Asterarten kommen deswegen nahe von Sümpfen und Gewässern vor. Die Effizienz der sexuellen Vermehrung in Europa steht nicht definitiv fest, die Keimraten variieren unter den Arten und Hybriden stark und werden oftmals als nicht allzu hoch angenommen.
Regenerationsfähigkeit
Dank ihrer Rhizome zeigen die Neubelgischen Astern eine hohe Regenerationsfähigkeit. Selbst nach mechanischer Entfernung treiben sie aus verbliebenen Wurzelstücken erneut aus. Dies macht eine nachhaltige Bekämpfung schwierig, da regelmässige Massnahmen erforderlich sind, um eine erneute Ansiedlung zu verhindern.
Invasivität und Bedrohung
Warum ist die Neubelgische Astern invasiv?
Einige verwilderte Populationen von Neubelgischen Astern gelten als invasiv, da sie durch ihre dichten Bestände heimische Pflanzen verdrängen können. Ihre hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber klimatischen Schwankungen trägt ebenfalls zu ihrer erfolgreichen Ausbreitung bei. In der Schweiz sind offene Sumpfgebiete, feuchte Standorte sowie offene Flächen besonders anfällig für Aster-Invasionen.
Ökologische Auswirkungen
Die invasiven Populationen vom Aster novi-belgii-Aggregat verändern die Pflanzengemeinschaften in sensiblen Ökosystemen. Durch ihre dichte Wuchsform unterdrücken und beschatten sie andere Pflanzen, was zu einem Artenrückgang führen kann. Insbesondere in Feuchtgebieten oder an Gewässerrandzonen können sie heimische Pflanzen verdrängen und das Gleichgewicht der Ökosysteme stören. Manche Arten haben noch andere Charakteristiken wie Allelopathie (Lanzettblättrige Aster) und Schädigung der Mikroorganismen im Boden (Weidenblättrige Aster) und beeinflussen damit die Artenvielfalt.
Gesundheitliche Auswirkungen
Neubelgische Astern sind für Mensch und Tier nicht giftig, können jedoch allergische Reaktionen auslösen.
Wirtschaftliche Auswirkungen
In der Landwirtschaft und Landschaftspflege können verwilderte Neubelgische Astern zu unerwünschten Konkurrenzpflanzen werden. Sie können Weideflächen und Wiesen überwuchern und damit die Futterqualität vermindern (hoher Selengehalt). Zudem entstehen Kosten durch Massnahmen zur Bekämpfung und Kontrolle der Bestände.
Situation in der Schweiz
In der Schweiz sind Neubelgische Astern als Neophyten bekannt, die sich in bestimmten Lebensräumen ausbreiten. Sie sind vor allem entlang von Gewässern, in Feuchtgebieten und auf Ruderalflächen zu finden. Im Moment sind die Arten noch nicht an vielen Orten problematisch, breiten sich aber konstant aus. Vor allem A. lanceolatus und A. ×salignus besitzen in der Schweiz ein hohes Ausbreitungspotenzial.
Massnahmen und Bekämpfung
Die Bekämpfung der Neubelgischen Astern erfordert gezielte und langfristige Massnahmen. Besonders wichtig ist es, die Pflanze vor der Samenbildung zu entfernen, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.
- Mechanische Entfernung: Ein Ausgraben der Pflanzen mitsamt ihrer Rhizome ist besonders effektiv. Dies sollte bevorzugt im Frühjahr geschehen. Dabei ist darauf zu achten, dass keine Wurzelreste im Boden verbleiben, da diese neue Pflanzen bilden können.
- Regelmässiges Mulchen: Bei grösseren Beständen können die Bestände durch mehrmaliges Mulchen und Mähen im Jahr geschwächt und langfristig zurückgedrängt werden. Sollte nur gemäht werden, muss mindestens 3x jährlich vorgegangen werden.
- Chemische Bekämpfung: In Kombination mit mechanischer Bekämpfung sind Herbizide wie Gyphosat sehr effektiv. Dieses Vorgehen sollte allerdings nur mit professioneller Hilfe durchgeführt werden.
Präventive Massnahmen
- Vermeidung der Einschleppung: Gartenabfälle mit Asterresten sollten nicht in die freie Natur entsorgt werden, da sich Rhizome und Samen weiter verbreiten können.
- Sensibilisierung: Die Aufklärung der Öffentlichkeit über die invasive Natur bestimmter Aster-Populationen kann dazu beitragen, ihre Beliebtheit im Gartenbau einzudämmen.
Sorgfältige Entsorgung
Alle entfernten Pflanzenteile sollten professionell entsorgt werden. Eine Kompostierung im eigenen Garten ist nicht geeignet, da Rhizome überleben und sich weiter ausbreiten können. Stängel können allerdings, nachdem sie getrocknet wurden, auf den Gartenkompost gebracht werden. Eine Entsorgung über Grünabfälle oder die Verbrennung in einer zugelassenen Anlage ist trotzdem vorzuziehen.
Langfristige Kontrolle
Eine langfristige Bekämpfung erfordert regelmässige Kontrollen der betroffenen Gebiete. Nach der Entfernung von Neubelgischen Astern ist es ratsam, standortgerechte heimische Pflanzen anzusiedeln, um eine erneute Invasion zu verhindern und die Biodiversität zu fördern.